Blaues Kreuz

Kassel e.V.

Mehrfachabhängigkeit (Polytoxikomanie)

Mehrfachabhängigkeit (Polytoxikomanie)

Mehrfachabhängigkeit© www.bezirkskliniken-oberfranken.deAbhängigkeit von zwei oder mehr Substanzen?
Warum sind so viele Suchtkranke mehrfachabhängig und
welche Sucht muss zuerst bekämpft werden?

Mehrfachabhängigkeit bezeichnet die gleichzeitige Abhängigkeit von chemischen Substanzen aus verschiedenen pharmakologischen Gruppen; beispielsweise von Opiaten und Alkohol. Bei einer engeren Auslegung des Begriffes, also unter Einbeziehung von zum Beispiel Nikotin, liegt heute eine Mehrfachabhängigkeit bei der Mehrzahl der Suchtkranken vor.

Bei einer Kombination von nichtstoffgebundenen und stoffgebundenen Süchten, wie Spielsucht und Alkoholismus, liegen zwar zwei Abhängigkeitskrankheiten vor, es wird aber nicht die Diagnose Polytoxikomanie verwandt. Dies gilt auch für jene Fälle, bei denen eine Suchtkrankheit auf eine andere folgt, die Stoffe aber nie gleichzeitig konsumiert wurden.

Gründe für die gleichzeitige Einnahme von verschiedenen Substanzen können sein:

• unabhängige, gleichzeitige Abhängigkeit von zwei oder mehreren Stoffen
• wechselseitige Wirkungsverstärkung
• gewünschte neue Wirkungen durch die Kombination
• als Mittel gegen Entzugserscheinungen
• Abschwächung negativer Wirkungen einer Droge durch eine andere
• die Wiederherstellung der ursprünglichen Wirkung bei einer erhöhten Toleranz
Generell ist festzustellen, dass, sobald jemand von einer Droge abhängig geworden ist und er andere stimmungs- ändernde Substanzen konsumiert, das Risiko, auch von diesen Stoffen abhängig zu werden, erheblich steigt. Einfach gesagt, ist ein Heroinabhängiger tendenziell ein Cannabis-Missbraucher, obwohl er noch nie einen Joint geraucht hat.

Körperliche Faktoren können hier eine wesentliche Rolle spielen. Sobald jemand eine erhöhte Toleranz einer Droge gegenüber entwickelt hat, hat er oder sie automatisch eine erhöhte Toleranz (cross-addiction) einer Droge der gleichen Klasse gegenüber. So ist beispielsweise ein Alkoholiker besonders anfällig dafür, von Beruhigungsmitteln abhängig zu werden, da sie die gleichen chemischen Wirkungsmechanismen aufweisen. Das zeigt sich auch daran, dass die Gefahr eines Rückfalls für Alkoholiker steigt, wenn sie bei einer Krankheit vom Arzt Schmerzmittel mit Beruhigungsmittelanteilen verschrieben bekommen.

Psychologische Faktoren spielen ebenfalls eine große Rolle bei der Entwicklung von Mehrfachabhängigkeiten.
Studien haben gezeigt, dass das psychische Verlangen, "high" zu sein, von jeder stimmungsverändernden Droge befriedigt werden kann.

Quelle: www.suchtforum-langenfeld.de